Tuina-Behandlung, so ist der Ablauf
Einer Tuina-Behandlung geht im Normalfall eine Diagnose auf der Grundlage der Chinesischen Medizin voraus. Für Einsteiger ist eine differenzierte Diagnose verwirrend und umfangreich und erfordert neben einem fundierten Wissen viel Erfahrung. Aber einige grundlegende Aspekte sind bei der Tuina-Behandlung mit etwas Aufmerksamkeit auch für den Anfänger wahrzunehmen:
- Liegt eine Schwäche (depletio xu) der Lebensenergien vor oder verursacht eine energetische Überfülle (repletio shi), ein krankheitsauslösender Faktor (z. B. eine Wind– oder Kälte-Schädigung) die Beschwerden?
- Welche Auffälligkeiten sind nur Symptome, welche sind die tieferliegenden Ursachen?
- Ist die Störung in der Oberfläche, in Haut, Muskeln und Sehnen oder ist sie bereits bis ins Innere (intima, li) vorgedrungen?
Bei der Therapie ist eines der Grundprinzipien die Regulierung von Yin und Yang.
Die wichtigsten Begriffe in der TCM – Basis der Tuina-Behandlung
Bei der Beurteilung einer Erkrankung wird stets auf das Verhältnis von Yin und Yang geachtet,mit der Therapie auf eine Wiederherstellung des Gleichgewichtes zwischen Yin und Yang abgezielt. Bei der Tuina-Behandlung werden äußere Faktoren, das Klima, die Jahreszeit, soziale und psychologische Komponenten berücksichtigt. Beispielsweise steht die berufliche Belastung wie Schreibmaschinenschreiben, dauerndes Sitzen oder die körperliche Überlastung eines Schwerarbeiters in Zusammenhang mit seinem Krankheitsbild. In der TCM unterscheidet man außerdem acht klassische Behandlungsverfahren (bafa):
Wärmende Methode (wenfa)
Durch sanfte, langsame und weiche Tuina-Griffe wie kreisendes Reiben (mo), Pressen (an) und »vibrierendes Pressen« (yizhi chan) werden einzelne Akupunkturpunkte oder ganze Körperregionen stimuliert und gewärmt. Diese Methode erfordert eine kontinuierliche, über einen gewissen Zeitraum durchgehaltene Einwirkung. Das Wärmen ist sinnvoll, wenn Kälte in die Oberfläche eingedrungen ist wie bei einem akut auftretenden Schiefhals, Schulter- oder Lendenschmerz. Durch das Wärmen wird am wirkungsvollsten eine Linderung des heftigen ortsfesten Schmerzes, wie er für Kälte-Schädigungen charakteristisch ist, erreicht.
Lösen (tongfa)
Wenn krankheitsauslösende Faktoren tiefer in den Körper eindringen, blockieren sie auch tieferen Schichten und in den Leitbahnen den freien Fluss der Energien. In der Tuina wird durch Pressen (an), kreisendes Reiben (mo) und Schieben (tui) der Fluss von Qi und Xue auch in der Tiefe angeregt, die pathogenen Faktoren werden eliminiert.
Stützen (bufa)
In der TCM werden Erschöpfungszustände von Qi, Xue, Yin oder Yang unterschieden, zusätzlich wird auch berücksichtigt, welcher Funktionskreis betroffen ist. Die Ursachen der energetischen Erschöpfung können eine Schwäche der angeborenen Lebensenergien, chronische und schwere Krankheiten, fortgeschrittenes Alter, Fehlernährung oder Überarbeitung sein. In der Tuina werden mit »vibrierendem Pressen« (yizhi chantui) Akupunkturpunkte behandelt und auf diese Weise wird eine Stützung der Energien erreicht, z. B. durch vibrierendes Pressen (yizhi chan tui) von Ma 36 (S 36) Dritter Weiler am Fuß (zusanli) bei einer Schwäche des Fk Milz oder von Bl 23 (V 23) Einflusspunkt des Fk Niere (shenshu), bei einer Erschöpfung des Yang (s. Selbstbehandlung).
Abführen (xiafa)
Krankheitsauslösende Faktoren der Fk Magen, Dick- oder Dünndarm – meist Hitze– oder Feuchtigkeits -Prozesse – sowie Verdauungsblockaden wie bei Obstipation werden durch Abführen aus dem Körper ausgeleitet. In der Tuina werden Verhärtungen und Verdauungsblockaden durch kraftvolle, schnelle Griffe wie Pressen (an) oder Reiben (mo) auf dem Bauch im Uhrzeigersinn ausgeleitet, einzelne Akupunkturpunkte wie Ma 25 (S 25) Angelpunkt des Himmels (tianshu), werden durch Vibrierendes Pressen (yizhi chan) maximal stimuliert.
Schweiß treiben (hanfa)
Wenn pathogene Faktoren wie Kälte-Wind oder Hitze-Wind in die Oberfläche (extimabiao) eingedrungen sind, kann man durch erst sanfte, dann immer tiefer dringende Griffe die Poren öffnen und durch Schwitzen aus dem Körper eliminieren. Meist werden dazu verschiedene Griffe auf Akupunkturpunkten an Kopf und Oberkörper ausgeführt wie Du 14 (Rg 14) Punkt aller Strapazen (dazhui) und Gb 20 (F 20) Teich des Windes (fengchi).
Harmonisieren und Regulieren (hefa)
Bei Störungen der Zirkulation von Qi und Xue in der Ebene zwischen Oberfläche und den Funktionskreisen lässt sich durch Reiben (mo) eine wirksame Regulierung erreichen.
Ausleiten oder Zerstreuen (xiefa, sanfa)
Mit diesem therapeutischen Verfahren können Verdauungsblockaden, Stasen von Qi und Xue und sogar »Schleimblockaden« gelöst werden. Am besten sind schnelle, hochfrequente, aber sanfte Manipulationen geeignet. Klinische Beispiele dafür sind Spannung und Schmerzen des Oberbauches, alle tumorösen Verdichtungen (wie Myome) und Hautkrankheiten wie Psoriasis.
Kühlen (qingfa)
Bei Hitze– oder Glut-Prozessen ist das Kühlen die adäquate Behandlungsmethode. Durch die Manipulation des Akupunkturpunktes Du 14 (Rg 14) Punkt aller Strapazen (dazhui), werden häufig fieberhafte Erkrankungen behandelt. Bei einer Erschöpfung (depletio, xu) des Yin werden die Punkte Ni 3 (R 3) Mächtiger Wasserlauf (taixi) oder Lu 5 (P 5) Moorsee am Fußpunkt (chize) empfohlen.
Vor dem Einsatz kühlender Methoden ist eine genaue Abgrenzung der Ursachen für die Hitze oder Glut bedeutsam: Neben Schrägläufigkeiten (Heteropathien) kann auch eine Erschöpfung des Yin und im Gefolge eine relative Übermacht des Yang ein Krankheitsbild von Hitze-Glut erzeugen.
Stefan Müller-Gißler ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit in der Welt der Fachliteratur für alternative Medizin. Als Geschäftsführer des renommierten Verlags Müller & Steinicke hat er sich einen Namen gemacht, insbesondere durch sein Engagement und seine Expertise in Bereichen wie Homöopathie, Akupunktur und Impfen. Seine Karriere zeichnet sich durch eine tiefe Leidenschaft und ein umfassendes Wissen in diesen Fachgebieten aus.
Sein langjähriges Interesse und Engagement in diesen Bereichen geht über die reine Verlagsarbeit hinaus. Müller-Gißler ist bekannt für seine Teilnahme an Fachkonferenzen und Seminaren, wo er regelmäßig als Redner und Experte auftritt. Durch diesen Austausch mit Fachleuten und das ständige Verfolgen neuester Forschungsergebnisse hält er sich kontinuierlich auf dem Laufenden und integriert aktuelle Erkenntnisse in das Verlagsprogramm.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Stefan Müller-Gißler auch in verschiedenen Fachverbänden und trägt so zur Weiterentwicklung und Verbreitung des Wissens in den Bereichen der alternativen Medizin bei. Sein Einfluss ist weitreichend und seine Arbeit hat wesentlich dazu beigetragen, das Verständnis und die Akzeptanz von Homöopathie, Akupunktur und Naturheilkunde zu fördern.
Insgesamt ist Stefan Müller-Gißler eine Schlüsselfigur in der Welt der alternativen Medizin. Sein Lebenswerk spiegelt seine Leidenschaft und sein Engagement für diese Fachgebiete wider und macht ihn zu einer respektierten und einflussreichen Persönlichkeit in diesem Bereich.