Was sind Funktionskreise?
Funktionskreise werden, ähnlich der westlichen Anatomie und Physiologie, alle energetischen Phänomene und biologischen Funktionen, Yin und Yang sowie die fünf Wandlungsphasen zugeordnet.
Der Organbegriff in der TCM unterscheidet sich aber wesentlich von dem der westlichen Medizin, deshalb sollte dem Organnamen immer der Begriff »Funktionskreis« vorangestellt werden, um Verwechslungen und Missverständnisse zu vermeiden und eine Klarheit der Begriffe zu gewinnen. So werden in der TCM zum Beispiel dem Funktionskreis »Leber« (Fk Leber) anatomisch Muskeln und Sehnen, also der Bewegungsapparat zugeordnet und dieser ist für die Verteilung der aktiven Energien, des Qi, verantwortlich.
Die Benennung der Funktionskreise nach Organen erfolgt bildhaft entsprechend der vitalen Funktionen, die ihnen zugeschrieben wurden. Die durch die westlichen, analytischen Verfahren gewonnenen Organbilder widersprechen der TCM nicht.
Insgesamt werden in der TCM sechs Yang-Funktionskreise (fu) und fünf Yin-Funktionskreise (zang) unterschieden. Ihnen werden alle biologischen Funktionen und krankhaften Entgleisungen zugeordnet. Jedem Funktionskreis werden etwa 25 Merkmale oder typische krankhafte Entgleisungen zugeordnet, wie Gewebe, Funktionen, Körperöffnungen und Sinnesorgane, Tages- und Jahresrhythmus oder Anfälligkeit für krankheitsauslösende Faktoren (Agenzien).
- Funktionskreis »Lunge« (Fk Lunge, fei) – Wandlungsphase METALL
- Funktionskreis »Milz« (Fk Milz, pi) – Wandlungsphase ERDE
- Funktionskreis »Herz« (Fk Herz, xin) – Wandlungsphase FEUER
- Funktionskreis »Niere« (Fk Niere, shen) – Wandlungsphase WASSER
- Funktionskreis »Leber« (Fk Leber, gan) – entspricht der Wandlungsphase HOLZ
Funktionskreis Lunge (Fk Lunge, fei)
Alle äußeren Einflüsse klimatischer, psychosozialer oder kosmischer Art, Licht, Luft, Sauerstoff und Nahrung treffen aus Sicht der TCM zunächst auf die »Oberfläche«, das »Äußere« des Menschen. Anatomisch sind dies die Haut, die Schleimhäute von Mund, Nase, Rachenraum und Bronchien sowie die Lunge. In der Funktionskreislehre entspricht dies der »Lunge«, der Wandlungsphase METALL, dem »kleinen Yin« (shaoyin). Die Aufgabe dieser ersten Hülle ist die Abwehr schädlicher Einflüsse, aber auch die Aufnahme wichtiger Energien (speziell von Licht, Luft und Nahrung, dem »himmlischen Qi«, tianqi). Dieses »himmlische Qi« wird in den Körper aufgenommen und dem Körper rhythmisch mitgeteilt. Diese Rhythmik verleiht dem Fließsystem Stabilität und Abwehrfähigkeit. Andere Aufgaben des Fk Lunge sind die Kühlung und gleichzeitige Befeuchtung der »Oberfläche« (extima, biao), also der Haut und anderer Organe.
Besonders anfällig ist der »Fk Lunge« für die klimatischen Faktoren »Wind«, »Kälte« und »Trockenheit«, da sie diese physiologischen Aufgaben behindern. Die Wehrenergie und das Qi des Fk Lunge werden durch dauernde Sorgen und Trauer, aber auch durch ständige Schreibtischarbeit geschmälert. Auch die ständige Unterbrechung des natürlichen Biorhythmus z.B. durch Schichtarbeit kann die Wehrenergie verringern und eine Infektanfälligkeit hervorrufen.
Funktionskreis Milz (Fk Milz, pi)
Die von außen aufgenommenen Energien werden zum Fk Milz weitergeleitet. Seine Aufgabe besteht in der Aufnahme und Assimilation in den Stoffwechsel sowie die Umwandlung. In klassischen Texten wird diese Hauptaufgabe als »Trennung von Klarem und Trübem« bezeichnet. Damit ist aber nicht nur Nahrung gemeint, sondern auch intellektuelle, emotionale und geistige Einflüsse, die verarbeitet werden müssen. Da der Fk Milz im Zentrum aller Funktionskreise steht, wird er auch oft nur die »Mitte« genannt.
Aus der Nahrung werden aktive Energien gebildet, die dem Körper als reines, nach oben
strebendes Qi weitergegeben werden, aus welchem wiederum alle Organe ihre Energien ziehen und sie z. B. in Wehrenergie, Bauenergie oder in Xue, die stofflichen Energien und »nährenden Säfte« umzuwandeln. Hier wird die »erworbene Konstitution« gebildet.
Überernährung, aber auch ein Übermaß an Informationen überfordern die Klärungsfunktion des Fk Milz und führen zum Einlagern von Unverdautem, von Schlacken; in der TCM wird dies mit dem krankheitsauslösenden Bild der »Feuchtigkeit« beschrieben. Typische Symptome sind Aufgedunsenheit, Wassereinlagerungen oder Durchfall. Das klare Qi der »Mitte« kann nicht mehr aufsteigen, Müdigkeit, Schwäche und Schwindelgefühl (»niedriger Blutdruck«) sind die Folge.
Funktionskreis Herz (Fk Herz, xin)
Alle aktiven Lebensäußerungen, sowohl die motorischen, als auch die geistigen, emotionalen und intellektuellen Tätigkeiten bedürfen einer Bündelung und Ordnung. In der TCM heißt diese koordinierende Kraft die »konstellierende Kraft« shen, sie hat ihren Sitz im Fk Herz, der der Wandlungsphase Feuer und dem »großen Yang« zugeordnet ist. Alle Aspekte, die die Persönlichkeit, Ausstrahlung und Individualität ausmachen, fallen in die Zuständigkeit dieses Funktionskreises.
Energetisch hat der Fk Herz die Aufgabe, die Energieflüsse in den Leitbahnen zu regulieren. Auch werden durch ihn der Schweiß (in der TCM ein wertvoller Körpersaft) und der Schlaf kontrolliert.
Die dem Fk Herz zugeordneten Emotionen sind Lust und Freude. Ein exzessives Ausleben der Lust kann als krankheitsauslösender Faktor Störungen in diesem Funktionskreis hervorrufen, es kann zu Erregungszuständen und Schlaflosigkeit bis hin zu mentaler Verwirrung kommen. Die Sommerhitze ist der für den Fk Herz schädlichste klimatische Faktor. Seelische Krankheiten wie Depressionen hängen mit dem Fk Herz zusammen.
Funktionskreis Niere (Fk Niere, shen)
Das Widerlager zum »großen Yang«, zur Wandlungsphase Feuer ist das »große Yin«, die Wandlungsphase Wasser. Sie verleiht dem Menschen Basis und Fundament. Anatomisch entsprechen dem Fk Niere die »alten Gewebe«, die Knochen und Zähne und das Mark. Seine Aufgaben sind die Weitergabe der Erbanlagen, er ist also Sitz der Fortpflanzungsfähigkeit, weiterhin ist sein Yang-Anteil wichtig für die Durchwärmung des ganzen Körpers und aller Funktionskreise. Man spricht in der Chinesischen Medizin deshalb vom »Lebensfeuer« oder gebraucht das Bild des »Yang-Feuers« unter dem »Wasserkessel des Yin«. Hier sitzen auch die angeborene Konstitution, alle Anlagen, Talente und Begabungen sind hier gespeichert.
Funktionskreis Leber (Fk Leber, gan)
Der Fk Leber entspricht der Wandlungsphase Holz und dem jungen Yang. Energetisch ist er für den weichen Fluß des Qi im gesamten Körper zuständig, gleichzeitig speichert er die stofflichen Energien, das Xue. Das Yang des Fk Niere wird von unten zum Fk Leber geführt und von diesem dem ganzen Körper mitgeteilt. Das nach oben strebende Yang, die Kraft der Jugend, der frühe Morgen, das Frühjahr oder der in vierzehn Tagen zu voller Höhe aufschießende Bambus sind Bilder, die die Kraft und Dynamik des Fk Leber veranschaulichen.
Anatomisch sind dem Fk Leber die Muskeln und Sehnen und der Bewegungsapparat zugeordnet. Er ist mit Tuina besonders stark zu beeinflussen.
Besonders anfällig ist der Fk Leber für »Wind«-Schädigungen, die zu Stauungen und Blockaden des Energieflusses führen. Auch die emotionalen krankheitsauslösenden Faktoren, Stress, Frustration und Ärger erzeugen hier Störungen, so sind im klinischen Alltag Spannungskopfschmerzen mit einer stark erhöhten Reizbarkeit des Menschen verknüpft. Unter den Sinnesorganen sind dem Fk Leber die Augen zugeordnet, die durch »Wind« leicht gerötet und gereizt werden und beispielsweise bei Migräne mitbetroffen sind.
Stefan Müller-Gißler ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit in der Welt der Fachliteratur für alternative Medizin. Als Geschäftsführer des renommierten Verlags Müller & Steinicke hat er sich einen Namen gemacht, insbesondere durch sein Engagement und seine Expertise in Bereichen wie Homöopathie, Akupunktur und Impfen. Seine Karriere zeichnet sich durch eine tiefe Leidenschaft und ein umfassendes Wissen in diesen Fachgebieten aus.
Sein langjähriges Interesse und Engagement in diesen Bereichen geht über die reine Verlagsarbeit hinaus. Müller-Gißler ist bekannt für seine Teilnahme an Fachkonferenzen und Seminaren, wo er regelmäßig als Redner und Experte auftritt. Durch diesen Austausch mit Fachleuten und das ständige Verfolgen neuester Forschungsergebnisse hält er sich kontinuierlich auf dem Laufenden und integriert aktuelle Erkenntnisse in das Verlagsprogramm.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Stefan Müller-Gißler auch in verschiedenen Fachverbänden und trägt so zur Weiterentwicklung und Verbreitung des Wissens in den Bereichen der alternativen Medizin bei. Sein Einfluss ist weitreichend und seine Arbeit hat wesentlich dazu beigetragen, das Verständnis und die Akzeptanz von Homöopathie, Akupunktur und Naturheilkunde zu fördern.
Insgesamt ist Stefan Müller-Gißler eine Schlüsselfigur in der Welt der alternativen Medizin. Sein Lebenswerk spiegelt seine Leidenschaft und sein Engagement für diese Fachgebiete wider und macht ihn zu einer respektierten und einflussreichen Persönlichkeit in diesem Bereich.