Ein Beitrag von Dr. Florian Ploberger über westliche Kräuter
In den letzten zwei Jahrzehnten werden in Europa in zunehmendem Maße klassische Rezepturen der TCM durch Rezepturen aus westlichen Kräutern ersetzt.
Zahlreiche Argumente sprechen dafür, westliche Kräuter nach TCM-Kriterien einzusetzen:
- Die meisten unserer Kräuter wachsen in der unmittelbaren Umgebung. Manche finden wir sogar in unserem eigenen Garten.
- Sie sind leicht zu beziehen.
- Sie können kontrolliert angebaut werden.
- Die gesetzliche Zulassung ist geregelt.
- Sie können entsprechend den TCM-Kriterien nach einer Diagnosefindung, die aus einem ärztlichen Anamnese-Gespräch sowie den Methoden: Zungendiagnostik und Pulsdiagnostik besteht, präzise eingesetzt werden.
- Und natürlich spielt der Preis der Heilkräuter eine wichtige Rolle: westliche Kräuter kosten lediglich etwa 20 Prozent der entsprechenden TCM-Kräuter.Wir können zwar nicht auf den großen Erfahrungsschatz der TCM zurückgreifen, doch auch in unseren Breitengraden hat es einige erfahrene Kräuterspezialisten gegeben. Folgende seien stellvertretend erwähnen:
- Hippocrates (5. Jahrhundert vor Christus)
- Empedocles (5. Jahrhundert vor Christus)
- Pedanius Dioscorides (1. Jahrhundert nach Christus)
- Pliny der Ältere (23 – 79 nach Christus)
- Galen (2. Jahrhundert nach Christus)
- Ar-Rhazi (869 – 925 nach Christus)
- Ibn Sina (auch bekannt als Avicenna, 980 – 1037 nach Christus)
- Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert nach Christus)
- Otto Brunfels (16. Jahrhundert nach Christus)
- Hieronymus Bock (16. Jahrhundert nach Christus)
- Leonhard Fuchs (16. Jahrhundert nach Christus)
- Jakob Dieter (16. Jahrhundert nach Christus)
- Nicholas Culpepper (16. Jahrhundert nach Christus)
- Carl Linneus (1707 – 1778 nach Christus)
- Samuel Stearns (18. Jahrhundert nach Christus)
- Samuel Thomson (1769 – 1843 nach Christus)
- Fletcher Hyde (20. Jahrhundert nach Christus)
- John Christopher (20. Jahrhundert nach Christus)
Diese Wissenschaftler und Ärzte haben zahlreiche Schriften hinterlassen, auf die auch heute noch gerne zurückgegriffen wird.
Fazit für die Praxis
Das differenzierte Erstellen einer Rezeptur aus westlichen Kräutern nach den Kriterien der TCM kann eine Bereicherung der ärztlichen Tätigkeit darstellen.
Literaturempfehlung
Westliche und traditionell chinesische Heilkräuter,
Schiedlberg: Bacopa.
Dr. med. Florian Ploberger, B.Ac., MA, TCM-Arzt, Tibetologe, Fachbuchautor. Internationale universitäre und interdisziplinäre Lehrtätigkeit und zahlreiche Publikationen in den Themenbereichen Tibetische Medizin und TCM. Präsident der Österreichischen Ausbildungsgesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin (ÖAGTCM).
Mehrere Bücher veröffentlicht. (Schwerpunkte: Westliche Kräuter aus Sicht der TCM sowie Tibetische Medizin). Von der Direktion des Men-Tsee-Khang (Institut für Tibetische Medizin und Astrologie in Dharamsala, Nordindien) mit der Übersetzung der ersten beiden und des letzten Teils des bedeutendsten Werkes der Tibetischen Medizin (rgyud bzhi) beauftragt. Weitere Informationen finden Sie unter www.florianploberger.com