Tuina-Grundtechniken Kneifen und Greifen
Kneifen (nie)
Mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger, manchmal aber auch allen Fingern werden beim Kneifen die Haut und das Unterhautgewebe zusammengedrückt und angehoben. Dieser Griff führt zu einer deutlich erhöhten Blutzirkulation im behandelten Gewebe, die Muskeln und Sehnenwerden gelockert. Das Kneifen wird sehr häufig und an fast allen Körperteilen, auch am Bauch, angewandt und spielt besonders in der Kinderbehandlung eine große Rolle. Bei Kindern wird diese Technik deutlich behutsamer und mit weniger Kraft durchgeführt als bei Erwachsenen. Neben den lokalen muskulären Effekten können mit dieser Technik Yin und Yang wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, die Fk Milz und Magen und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) werden gestärkt. Verdauungsblockaden, Durchfall, Erbrechen, Ernährungsstörungen und generell eine geschwächte Konstitution zählen zu den Indikationen in der Kinderheilkunde. Durch Kneifen der Schultermuskulatur (hier Trapeziusmuskeln) werden Verspannungen der Muskeln und Sehnen gelöst. Der Daumen und die Finger fassen das Gewebe und heben es hoch. Die Bewegung ist langsam und wird vielfach wiederholt. Beim Kneifen soll der Druck dem Muskeltonus angepasst werden und die Behandlung nicht zu schmerzhaft sein. Durch Kneifen lassen sich die oft sehr verkrampften Muskelstränge im Nackenbereich lockern. Dieser Griff wird auch bei der Selbstmassage angewendet. Er wird häufig automatisch mit dem Greifen kombiniert.
Greifen (na)
Beim Greifen werden mit mehreren Fingern oder der ganzen Hand der Arm, das Bein, die Schultern, Rückenmuskeln oder auch Kopfpartien gefasst und rhythmisch gedrückt. Wichtig ist ein ständiger Wechsel zwischen Lockerlassen und sehr kräftigem Zusammendrücken. Dadurch wird eine intensive Wärmung und Lösung tieferer Muskelschichten erzielt, Qi und Xue werden dynamisiert, pathogene Faktoren wie oberflächlich eingedrungene Wind-Kälte (algor venti, fenghan), aber auch tief in den Leitbahnen sitzende Blockaden (Bi-Blockaden, bizheng) aus Feuchtigkeit (humor, shi), Kälte (algor, han) und Wind (ventus, feng) eliminiert. Wenn die Energien wieder frei fließen, hören die Schmerzen auf. Greifen und Kneifen werden in der praktischen Anwendung häufig kombiniert. Das Greifen der Schulter wird bei akuter und chronischer Schultersteife (frozen shoulder) eingesetzt. Durch das Greifen der Rückenmuskulatur wird eine tiefgreifende Lösung muskulärer Verhärtungen und chronischer Blockaden erreicht. Im Rücken muss das Zusammendrücken sehr vorsichtig und langsam erfolgen – die rhythmische, stete, häufige Wiederholung entscheidet über den Erfolg. Durch das Greifen der Wadenmuskulatur werden verkrampfte Muskeln locker.
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Stefan Müller-Gißler ist Geschäftsführer des Verlages Müller & Steinicke, einem Spezialverlag für Homöopathie, Akupunktur und Impfen und langjähriger Mitarbeiter in der eigenen Fachbuchhandlung für Akupuntur, Homöopathie und Naturheilkunde. Durch sein langjähriges Interesse konnte ich mir umfangreiches Wissen aus diesen Bereichen aneignen.