Der Dickdarm ist erleichtert
Teil 4 der Fortsetzungsgeschichte zur Verdauung
Von Birgit Bonin
Hier der Link zu Teil 1 der humorvollen Reise der Organe: Die Leber will verreisen (Teil 1)
Hier der Link zu Teil 2 der humorvollen Reise der Organe: Die Milz grübelt (Teil 2)
Hier der Link zu Teil 3 der humorvollen Reise der Organe: Die Lunge will endlich frei sein (Teil 3)
Der Dickdarm war erleichtert. Und das in jeglicher Beziehung! Nicht nur, dass sein Leibesumfang schon vor Beginn der Nacht deutlich abgenommen hatte – endlich! – nein, auch diese lästige Blähung, die ihn schon so lange quälte, war verschwunden! Und morgen früh würde er hoffentlich endlich erfahren, wie er insgesamt wieder mehr in Schwung kommen konnte.
Natürlich hatte er sich in den letzten Monaten und Jahren immer regelmäßig einmal pro Tag erleichtern können, manchmal auch nur alle zwei Tage, aber bisher war dies für ihn normal gewesen. Allerdings brachte der zunehmend schlechter werdende Zustand der anderen Organe ihn zunehmend ins Grübeln. Jawohl, er hatte doch tatsächlich begonnen zu grübeln. Wenn er in dieser Häufigkeit entleerte, konnten dann wirklich alle Gifte und alle unbrauchbaren Zellen ausgeschieden werden, oder blieben noch Restbestände darin und schädigten die anderen Organe, die zahlreichen Zellen und Gewebe und nicht zuletzt sogar die Gefäße? Er musste das unbedingt wissen. Unbedingt. Immerhin war er doch verantwortlich dafür, oder etwa nicht? Der Dickdarm rollte sich ein paarmal auf seinem Lager hin und her, was ihm erfreulicherweise deutlich besser als sonst gelang und schlief schließlich in erwartungsfroher Stimmung ein.
Es grummelte. Ziemlich laut sogar. Der Dickdarm erwachte. Es grummelte nochmals Der Dickdarm konnte es nun überdeutlich hören. Hoffentlich wurden die anderen dadurch nicht geweckt. Aber die sanfte Stille der Nacht webte weiterhin ihre silbrigen Fäden durch den heimeligen Raum, in dem die Inneren Organe ihre erste Nacht verbrachten. Alles war ruhig. Niemand rührte sich.
Der Dickdarm wurde unruhig
Da! Erneut ertönten die Geräusche durch die Stille der Nacht. Nun wurde der Dickdarm aber doch unruhig. Er rollte sich hin und her. Aber es half nichts. Er musste raus! Schon wieder!
Als er dann gerade wieder dachte, nun endlich zur Ruhe kommen zu können, spürte er erneut, dass etwas seinen Leib bewegte. Aber diesmal war es völlig anders. Anders, als alles, was er bisher erlebt und gespürt hatte. Und doch kam es ihm vertraut vor, wie eine lang vergessene Erinnerung. Es war ein Strom, sanft und beständig, der ihn mit einem Mal durchfloss, immer wieder vom Anfang startend, am Ende kurz ruhend und dann wieder neu beginnend. Der Dickdarm fühlte sich plötzlich sehr froh. Und leicht, ja tatsächlich leicht. Er schlief wieder ein, diesmal tief und fest in die nunmehr vertraute Stille der Nacht hinein.
Am nächsten Morgen fühlte er sich hellwach. Er musste aufstehen. Einmal mehr! Anschließend konnte er sich nicht mehr vorstellen, wieder das Lager aufzusuchen. Er fühlte sich voller Tatendrang. Und schon stand er vor einer Tür. Es war die Tür zum Garten. Ein frischer Wind umfing ihn, und die ersten Vögel hatten begonnen zu singen. Der Garten war riesig. Tatsächlich hatte der Dickdarm wirklich den Eindruck, der Garten wäre nahezu unüberschaubar – ja grenzenlos. Er folgte also dem kleinen Pfad, der sich von der Tür aus weg und in Richtung zur Fülle des Gartens hin bewegte und ging los. Überall wuchsen Bäume und Büsche mit unterschiedlichsten Früchten. Kräuterbeete in vielfältigsten Formen unterbrachen lange Hecken oder grenzten an Wiesen mit zauberhaften bunten Blumen.
Die Luft war klar und rein, wie nach einem kräftigen Regenguss.
In der Tat hatte es des Nachts ausgiebig geregnet, und auf den Blättern der zahlreichen Pflanzen im Garten glitzerten die letzten Regentropfen im Licht der aufgehenden Morgensonne wie tausenderlei Sterne. Der Dickdarm konnte sich nicht sattsehen und gelangte schließlich zu einem großen Apfelbaum, der voll goldgelber Früchte hing. Und unter genau diesem Apfelbaum saß doch tatsächlich die Leber und aß Äpfel. Der Dickdarm konnte es nicht fassen. Das war doch mal wieder echt typisch für die Leber!
„Ich nasche“, hörte sie da auch schon prompt eine vertraute Stimme, „Äpfel sind gut für mich.“
„Für uns!“ Natürlich war die Gallenblase auch da. Sie hing ja sozusagen an der Leber.
„Ah“, machte der Dickdarm. Mehr fiel ihm auch nicht dazu ein.
„Willst Du auch mal?“
„Äh, nein, ich will erst sehen, was es zum Frühstück für mich gibt. Ich geh dann mal weiter“
Die Leber nickte und schmauste weiter. Was die wohl dann zum Frühstück machen würde?
Der Dickdarm überließ also die Leber und die Gallenblase ihren morgendlichen Freuden und begab sich wieder auf eine der zahlreichen Pfade, welche den Garten durchzogen. Schließlich blieb er vor einem großen Gemüsebeet stehen. Was da wohl wachsen mochte? Der Dickdarm wollte schon weiter gehen, als er merkte, dass jemand neben ihm stand. Es war ihr Gastgeber.
„Guten Morgen“, sagte er mit frohem Lächeln. „Wie geht es Ihnen?“
„Ich bin irgendwie erleichtert“, entfuhr es dem Dickdarm zu seiner eigenen Verblüffung.
„Ja, das sieht man Ihnen an. Übrigens stehen Sie hier genau richtig.“
„Wieso?“ Der Dickdarm wurde neugierig.
„Weil hier solche Gemüse und Gewürze wachsen, wie Rettich, Radieschen, Ingwer und Knoblauch.“
„Und die sind gut für mich?“
„Jawohl, scharfe Nahrungsmittel und Gewürze stärken Sie. Sie bringen auch den Schleim heraus.“
„Dann sind die auch gut für die Lunge?“
Ihr Gastgeber nickte.
„Und helfen die mir auch, mich besser erleichtern zu können?“ Der Dickdarm war jetzt nicht mehr zu bremsen.
„Das hat noch andere Gründe, die erkläre ich Ihnen aber, wenn alle dabei sind beim Frühstück.“
Der Dickdarm immer neugieriger werdend, wollte bereits die nächste Frage stellen, als er feststellte, dass ihr Gastgeber schon wieder verschwunden war. Also beschloss er, den Rückweg anzutreten in der Hoffnung, die anderen zu treffen und endlich zu sehen, was es zum Frühstück gab.
Im Frühstücksraum herrschte eine angeregte Stimmung.
Alle Organe waren da. Und als der Dickdarm eintrat, rutschten sie an dem Großen Tisch ein wenig zusammen, um ihm Platz zu lassen. Es konnte losgehen. Und schon öffnete sich die Tür zur Küche. Oh, diese Düfte! Wie kleine lustige Funken tanzten sie in den Raum und umschmeichelten liebkosend all ihre Sinne.
Natürlich stand da auch ihr Gastgeber. Wie immer begrüßte er sie voller Wärme und Freude.
„Heute Morgen möchte ich Ihnen zeigen, welches Obst gut ist für Sie.“
„Ananas“, rief da auch schon der Dünndarm, während er länger und immer länger wurde, um endlich einen Blick auf das Tablett erhaschen zu können, welches in den Raum getragen wurde. Was ihm auch tatsächlich gelang! Allerdings gerieten dabei vor Aufregung seine zahlreichen Kurven und Windungen dermaßen außer Kontrolle, dass es den Dickdarm beinah seinen Platz gekostet hätte. Beinah! Denn der Dickdarm war standfest. Und das in jeglicher Beziehung.
„Ananas ist sehr gut für Sie“, folgte natürlich die Erklärung. „Nüchtern und frisch verzehrt fördert es die Aktivität der Verdauung. Aber“, so fuhr ihr Gastgeber fort, „es ist auch gut für Sie!“
Und schon stand ein weiterer Teller mit goldgelben dünnen Ananasscheiben vor dem Herzen.
Der Dünndarm strahlte.
Das Herz auch. Und irgendwie hing es nicht mehr ganz so ganz schief.
Dann wurde das weitere Obst verteilt.
Die Lunge bekam Birnen, und der Dickdarm saß vor einer rosagelben Grapefruit.
Die Nieren sollten Wassermelonen probieren, und die Blase blickte auf einen bunten Teller mit Cranberries. Leber und Gallenblase erhielten Äpfel. Der Magen bekam eine süße Honigmelone. Die Milz war entzückt. Sie konnte einfach nicht anders. Es gab nicht nur Frisches! Es war einfach großartig! Stattdessen sah sie sich einer großen Portion von wunderbar süßen, getrockneten Datteln gegenüber und vergaß die Welt um sich. Wenn das so weiter ging! Alle genossen ihr Frühstück.
Als die letzten Stückchen Obst verzehrt waren, schwiegen alle Organe und blickten dann ihren Gastgeber erwartungsvoll an. Der wollte Ihnen doch heute etwas Neues erklären über den Dickdarm und seine Arbeit. Natürlich waren sie sehr neugierig. Und richtig, da ging es auch schon los!
„Sie alle sind erfüllt mit Energie, damit sie leben und Ihre Arbeit verrichten können. Diese Energie wirkt in Ihnen, aber sie gelangt auch in den Körper, in dem sie leben. Sie fließt von Ihnen ausgehend über zahlreiche Bahnen und Wege durch diesen gesamten Körper. Wenn Sie viel Stress haben und sich nicht angemessen ernähren, also nicht mit Nahrungsmitteln, die Sie in ihrer Arbeit unterstützen und stärken, verlieren Sie viel Energie und können diese nicht mehr richtig auffüllen. Dann wird auch der Körper mangelhaft mit Energie versorgt. Es entstehen Unterbrechungen und Blockaden im Fluss der Energie auf diesen Bahnen. Man nennt sie übrigens Meridiane. Die Arbeit des gesamten Körpers mit allem, was dazu gehört, leidet dann darunter. Wenn Sie viel Energie haben und ihre Arbeit gut verrichten können, geht es Ihrem Körper demzufolge sehr gut.
Bei Ihnen“ – und jetzt wandte der Gastgeber sich an den Dickdarm, “fließt ein Teil der Energiebahnen der Leber ganz genau an Ihrem Körper entlang. Wenn es der Leber nicht gut geht, wie momentan noch ein wenig der Fall ist, leidet auch die Qualität Ihrer Arbeit. Der Lebermeridian, der an Ihrem Körper entlang fließt, ist blockiert und behindert dadurch Ihre Arbeit. Sie entleeren weniger, als es für eine gute Reinigung des gesamten Körpers erforderlich ist. Natürlich spielen auch Ihr Füllzustand und die Menge an Ballaststoffen eine Rolle, aber dies ist hier ist besonders wichtig.“
Der Gastgeber machte eine kleine Pause, um zu sehen, was die Organe nun sagen würden. Aber sie schwiegen und staunten. Zu neu und überraschend war noch alles für sie.
„Dann beeinflusst also meine Leistungsfähigkeit maßgeblich die Arbeit vom Dickdarm?“ wollte die Leber jetzt wissen. Dabei blickte sie auf ihre schwindenden Fettanhängsel. Immerhin.
Der Gastgeber nickte. „Wenn drei Mahlzeiten pro Tag eingenommen werden, so sollte der Dickdarm auch drei bis viermal entleeren. Dann ist eine gute Entgiftung und Reinigung gesichert. Bei Blockaden im Fluss des Lebermeridians ist das behindert.“
Der Dickdarm dachte an die vergangene Nacht.
Er erinnerte sich an den wunderbaren Strom, der ihn mit einem Mal durchflossen hatte. Jetzt verstand er. Durch die Arbeit der Leber, und auch wie sie sich jetzt ernährte, konnten sich Blockaden in ihrem Energiefluss lösen. Und er profitierte davon. Wie außergewöhnlich spannend. Unvermittelt blickte er zur Leber. Die sah ihn auch an. Spontan griff sie zu einem Glas mit Apfelsaft, welches noch vom Frühstück übriggeblieben war und trank es Schluck für Schluck leer. Dann lachte sie und sagte: „Wenn das so ist!“
Birgit Bonin, Jahrgang 1958, hat in Köln Diplomsport studiert (Schwerpunkt Prävention und Rehabilitation), ist außerdem Heilpraktikerin und Beraterin für die Methode LifeTech, einem Verfahren zur täglichen Stressreduktion, zur Wiederherstellung und zum Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie selbständig in eigener Praxis. Birgit Bonin bietet Einzelarbeit an, aber auch Gruppenarbeit und Seminare, die sich den oben genannten verschiedenen Bereichen widmen. Ihr besonderes Interesse gilt der Realisierung aller erforderlichen Voraussetzungen, welche die persönliche Weiterentwicklung des Einzelnen ermöglichen.
Kontakt: Birgit Bonin, Fünfkirchener Straße 2, 63607 Wächtersbach
Mail:[email protected], http://www.heilkunst-birgitbonin.com