Medical-Flossing gegen chronische Schmerzen

Was verbirgt sich hinter Medical-Flossing?

Medical-Flossing bezeichnet eine Therapiemethode, bei der die Extremitätengelenke mit speziellen Gummibändern in einer Art Kompressionsbandage straff umwickelt werden. Die Methode beruht auf dem in den USA schon seit Jahren praktizierten Voodoo-Flossing. Hier werden Muskeln und Gelenke lokal mit einem dehnbaren Gummiband fest abgebunden. Die deutschen Physiotherapeuten Andreas Ahlhorn und Ralf Blume haben das unspezifischere Voodoo-Flossing zu spezifischeren, indikationsbezogenen Anlagetechniken weiterentwickelt.

Bei welchen Beschwerden wendet man Flossing an?

Medical Flossing ist für beinahe alle Patienten mit akuten oder chronischen Schmerzen von Extremitäten, Becken oder Thorax geeignet. Es kann in bestehende Therapiemethoden (Manuelle Therapie, Physiotherapie, Osteopathie) aus den Gebieten Orthopädie oder Chirurgie integriert werden und diese sinnvoll ergänzen. Auch wenn der Wirksamkeitsnachweis der Methode bislang noch aussteht, gibt es bereits zahlreiche Behandlungserfolge. Vor allem Patienten mit Indoprothesen, Arthrose, akuten myofaszialen Dysbalancen, chronischen Lumbalgien und Sportverletzungen wie zum Beispiel Bänderrissen profitieren davon. Ziele des Medical-Flossings sind eine provozierte Durchspülung des Gewebes und eine hierdurch verbesserte Beweglichkeit sowie Schmerzreduktion. 

Wie funktioniert Medical-Flossing?

Das beim Medical-Flossing eingesetzte Latexband wird zu beiden Seiten des betreffenden Gelenks straff angelegt, wobei Druck, Anlageort und -Dauer je nach Indikation variieren. Anschließend wird das Gelenk mit angelegtem Flossingband aktiv oder passiv bewegt. Die Behandlung selbst kann, bedingt durch die Reibung des Gummibandes, zwar recht schmerzhaft sein, führt aber häufig zu einer schnellen Besserung der behandelten Schmerzzustände.

Heilung durch Reibung

Die Physiotherapeuten Ahlhorn und Blume vermuten, dass der mechanische Reiz durch die auf die Haut ausgeübten Reibungskräfte die Schmerzweiterleitung ans Gehirn hemmt (nozizeptive Hemmung). Für die positiven Wirkungen werden drei Wirkmechanismen angenommen, die sich auf das myofasziale, das vegetative und lymphatische System auswirken. Der sogenannte Schwammeffekt führt dazu, dass durch den hohen Druck der Kompression das extrazelluläre Gewebe, das Endomysium und die Muskelzellen gewissermaßen ausgepresst wird. Der Abfluss von lymphpflichtigen Substanzen wird verstärkt. Der arterielle Zustrom wird vermindert und der venöse Rückstrom fast völlig blockiert.

Die Verknüpfung von äußerem Druck und der Bewegung des Gelenks bewirkt, dass sich zum Beispiel durch Verletzung oder Vernarbung verklebte Bindegewebsschichten gegeneinander verschieben. Durch die bewegungsbedingten Scherkräfte und die Kompression können sich Gewebsspannungen rasch ändern. So kann sich das Myofaszialsystems normalisieren. Das Medical-Flossing beeinflusst, wie auch andere Therapieformen die mit Zugkräften und Druck Gewebe stimulieren, zelluläre Prozesse. Durch die Mechanotransduktion werden mechanische Signale in biochemische Signale umgewandelt. 

Welche Nebenwirkungen kann Medical-Flossing haben? 

Das Medical-Flossing bringt häufig – in der Regel kurzfristige – Schmerzen mit sich. Es kann unter anderem zur Quaddelbildung sowie zu Blutergüssen (Hämatome) kommen und es ist mit einer gesteigerten Lymphlast zu rechnen. Über diese möglichen Begleiterscheinungen sollte der Behandler den Patienten jedoch unbedingt vor der Behandlung aufklären. 

Wann sollte Medical-Flossing nicht angewandt werden? 

Medical-Flossing führt unter Umständen zu erhöhter Lymphlast. Aus diesem Grund sind als absolute Kontraindikationen Thrombosen, akute Entzündungen, Herzinsuffizienz sowie maligne Erkrankungen wie Tumorrezidive sowie Metastasen zu nennen. Relative Kontraindikationen sind: Fieber, chronische Entzündungsvorgänge, Hautveränderungen (Wunden, Verbrennungen etc.), niedriger Blutdruck (Hypotonie) Asthma bronchiale, Funktionsstörungen der Schilddrüse und Schwangerschaft.


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