Tuina-Grundtechniken Kneten und Rollen
Kneten (rou)
Beim Kneten wird durch die ganze Handfläche, den Handballen, einzelne oder mehrere Finger, manchmal auch den Ellbogen in kleinen kreisenden Bewegungen Druck ausgeübt. Dabei behandelt die Hand – anders als beim kreisenden Reiben – immer dieselbe Hautstelle. Das Handgelenk ist entspannt, die Bewegung wird durch Ellenbogen und Unterarm, dosiert und ausgeführt. In der Regel erfolgt die kreisende Bewegung beim Kneten schnell – etwa 100–150 mal pro Minute. Durch das Kneten wird das Unterhautgewebe sanft durchwärmt und gelöst, verhärtete Muskeln und verklebte Sehnen werden gelockert, Schmerzzustände und Schwellungen werden beseitigt. Das Kneten bewirkt ein sanftes Zerstreuen pathogener Faktoren, eine Bewegung des Xue und Lösung der Qi- und Verdauuungsblockaden sowie eine Weitung des Brustkorbs. Das Kneten setzt sich aus Druck und kleinen kreisenden Bewegungen zusammen, die Hand bleibt aber immer auf demselben Hautareal. Das Kneten mit dem Finger wird an Akupunkturpunkten am ganzen Körper angewendet. Wichtig ist, dass die locker kreisende Bewegung aus dem Ellbogen kommt und das Handgelenk des Therapeuten ganz entspannt ist. Das Kneten mit der Handfläche erfolgt mit der ganzen Hand oder dem Handballen, dieser Griff wird am unteren Rücken, am Gesäß und an den muskelreichen Regionen an Armen und Beinen eingesetzt. Beim Kneten mit dem Ellbogen wird die Ellbogenspitze auf das zu behandelnde Areal aufgelegt, die Kraft kommt aus der Schultermuskulatur und durch das Körpergewicht des Therapeuten, ebenso das natürlich langsamere Kreisen. Diese Technik ist geeignet bei Muskelverhärtungen im unteren Rücken.
Rollen (gun)
Das Ziel des »Rollens« ist es, mit großem Druck große Hautareale zu behandeln. Die Bewegung ist eine komplexe, dem Rühren vergleichbare Drehung der ganzen Hand, wobei das Handgelenk geknickt wird, entweder über die Finkgerknöchel Finger-Rollen oder über die Handkante Handkanten-Rollen. Das Rollen erfordert Übung, Ausdauer und Kraft. Durch das Rollen werden die Leitbahnen erwärmt und Qi und Xue dynamisiert. Dadurch werden die Muskeln, Sehnen und Gelenke entspannt und gelockert, Verhärtungen gelöst und Schmerzen gestillt. Die Beweglichkeit. Das Rollen setzt sich aus einer seitlichen Drehbewegung und einem kraftvollen Abrollen der Hand zusammen. Beim Finger-Rollen wird eine lockere Faust gebildet, die Bewegung beginnt mit dem Auflegen der Fingerend- und Mittelglieder. Dann wird die Hand über die anderen Knöchel und die ulnare Handseite erst gerade und dann seitlich abgerollt. Danach wird die Bewegung wiederholt. Die Bewegung erfolgt mit Kraft, der Ellbogen und die Schultern des Therapeuten sollen aber locker sein. Beim Finger-Rollen wird Kraft übertragen. Deshalb kann es nur an Körperpartien, wo der darunter liegende Muskel dick genug ist, wie an Gesäß, Hüften und Oberschenkel, angewendet werden. Das Handkanten-Rollen wird mit der locker gekrümmten Hand ausgeführt. Zuerst wird die Handseite bzw. der kleine Finger aufgelegt, dann erfolgt die Drehung auf die Seite. Auch mit dieser Technik kann viel Kraft auf eine große Körperfläche übertragen werden, die Energie ist aber geringer als beim Finger-Rollen. Dieser Griff wird deshalb für Körperstellen gewählt, an denen die Muskeln eher dünn sind, wie Schultern, Oberarme oder unterer Rücken.
Stefan Müller-Gißler ist Geschäftsführer des Verlages Müller & Steinicke, einem Spezialverlag für Homöopathie, Akupunktur und Impfen und langjähriger Mitarbeiter in der eigenen Fachbuchhandlung für Akupuntur, Homöopathie und Naturheilkunde. Durch sein langjähriges Interesse konnte ich mir umfangreiches Wissen aus diesen Bereichen aneignen.